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Greifenhagen an der Oder

Greifenhagen / POL Gryfino

Greifenhagen / Gryfino

Die Stadt Greifenhagen (heute poln. Gryfino) liegt im äußersten Westen der Woiwodschaft Westpommern an der Odra Wschodnia ( Reglitz), dem östlichen Mündungsarm der Oder. Sie gehört zum Einzugsgebiet von Stettin, dessen Zentrum in knapp 20 Kilometern nördlicher Richtung zu erreichen ist. Gryfino liegt an der Bahnlinie Stettin- Kostrzyn nad Odrą (Küstrin).

Schon im 12. Jahrhundert lag nördlich des späteren Greifenhagen eine wendische Fischersiedlung mit der für diese Orte üblichen Bezeichnung Wiek. Der Städtegründer Barnim I von Pommern überließ 1254 einem Unternehmer 200 Hufen Land zur Gründung der Stadt Greifenhagen, der er am 1. März 1254 das Stettiner Stadtrecht verlieh. Gleichzeitig verbot er den Zuzug der Wieker Einwohner. Zum Schultheißen ernannte er seinen Lokator Rudolf von Bertekow. Um der Stadt eine wirtschaftliche Grundlage zu geben, hatte Barnim bereits ein Jahr zuvor dem Nachbarort Woltin das Marktrecht zugunsten Greifenhagens entzogen. Zusätzlich erhielt Greifenhagen 1280 das Recht der freien Schifffahrt auf allen pommerschen Gewässern. Um den Handel nach Westen ausdehnen zu können, wurden 1306 ein Brückenzug über beide Oderarme und ein hochwassersicherer Steindamm errichtet. Für beide Verkehrswege erhob die Stadt Zoll, der ihr erheblichen Reichtum einbrachte. Ein Teil der Einnahmen wurde 1312 für den Ankauf der Ortschaft Wiek verwendet, und ein Jahr später umgab sich die Stadt mit einer Befestigungsmauer. Wegen seiner wirtschaftlichen Stärke ernannte Pommernherzog Otto I. Greifenhagen 1339 zur herzoglichen Münzstätte.

Erhebliche Rückschläge brachten 1530 ein Stadtbrand, dem fast alle Häuser zum Opfer fielen, eine Pestepidemie, an der die Hälfte der Einwohner starb, und die Zerstörung der Oderbrücken durch die Schweden im 30jährigen Krieg mit sich. Als Ergebnis dieses Krieges kam Greifenhagen unter die Herrschaft von Schweden, die bis 1720 andauerte. Lediglich von 1677 bis 1679 konnte der brandenburgische Kurfürst die Stadt besetzen. Mit dem Stockholmer Frieden von 1720 kam Greifenhagen endgültig zu Preußen. Im Jahr 1780 richtete eine Überschwemmung schwere Schäden an. Als Preußen 1818 seine Verwaltung neu ordnete, wurde die Stadt Verwaltungssitz des Landkreises Greifenhagen in der Provinz Pommern. Mit der Stettiner und der Bahner Vorstadt entstanden neue Stadtteile, und 1857 gaben zwei Holzbrücken wieder den Weg zum westlichen Oderufer frei. Der 1877 erfolgte Eisenbahnanschluss sowie die Eröffnung des Großschifffahrtsweges Berlin–Stettin im Jahre 1904 ließen die Greifenhagener Wirtschaft expandieren. Vor allem die 1873 gegründete Dampfschiffreederei, die den Güterverkehr zwischen Schwedt und Stettin übernommen hatte, profitierte von der neuen Wasserstraße. Aber auch industrielle Betriebe, wie insbesondere der Lebensmittelherstellung und chemische Werke siedelten sich an. 1913 wurden die hölzernen Oderbrücken (die in den vergangegen Jahrhunderten mehrfach zerstört wurden) durch eine Stahlkonstruktion ersetzt.

Zur letzten deutschen Volkszählung von 1939 lebten 9.855 Menschen in der Stadt. Die meisten flohen Anfang 1945 vor der anrückenden russischen Front. Im Kampf um die Eroberung Greifenhagens durch die Rote Armee, der vom 8. bis 21. März andauerte, wurde die Innenstadt – und damit an der Ecke Brücken-strasse/Mühlenstrasse auch das Stammhaus der Kaufhaus-Kette < Fritz Radefeldt A.G. > ( Fritz Radefeldt ) – total zerstört.

Die Zivilbevölkerung floh vor den Russen gerade noch in allerletzter Stunde in den Wintermonaten März/April 1945. Die Oderbrücke von Greifenhagen war durch Kriegshandlungen zerstört, nicht alle Familien und Volkssturm-Soldaten konnten mit Booten übergesetzt werden – und dann zog der Flüchtlingsstrom auf den Schicksalstrassen durch Vorpommern und Mecklenburg gen Westen; 2 Mill. Flüchtlinge aus dem gesamten Ostgebieten sollten ihr Leben lassen. Die Flüchtlingstrecks wurden dazu auch noch durch (russische oder amerikanische?) Tiefflieger beschosssen, und manche Familie verlor auf diese Weise die Mutter und Schwester.

Ostpolnische Familien wurden nach Westen – gerade auch nach Hinterpommern – zwangsumgesiedelt, weil die Sowjetunion ihrerseits Ostteile von Polen annektiert hatte. Nach dem Potsdamer Abkommen von Juli/August 1945 war ein „geregelter Bevölkerungsaustausch“ oder –transfer vorgesehen; die zabuzanie („Neuankömmlinge“) mussten sich ihrerseits in dieser kriegsverwüsteten Region zurechtfinden. Die noch verbliebenen Deutschen wurden enteignet und ausge-wiesen, soweit sie nicht die polnische Staatsangehörigkeit annahmen.

Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Gryfino

Ein Film (polnisch und deutsch) über die Stadtgeschichte Greifenhagens mit den hervorragend restaurierten Bau- und Kulturdenkmälern der Stadt durch die polnische Bevölkerung findet man unter www.gryfino.pl/2_12a.php.

 

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