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Gustav II. Adolf, König von Schweden (1594-1632)

Gustav II. Adolf (* 19. Dezember 1594 in Stockholm; † 16. November 1632 bei Lützen), aus der Herrscherfamilie der Wasa stammend, war von 1611 bis 1632 König von Schweden und eine der schillerndsten Figuren der schwedischen Geschichte im Allgemeinen und des Dreißigjährigen Krieges im Besonderen. Er trug durch sein militärisch-politisches Handeln wesentlich zu Schwedens Erlangen einer Hegemonialstellung im nördlichen Europa bei, welche bis Anfang des 18. Jahrhunderts Bestand hatte.

Der älteste Sohn von Karl IX. von Schweden und dessen zweiter Frau Christine von Holstein-Gottorp stieg schon frühzeitig in das öffentliche Leben ein. Mit acht Jahren nahm er an Sitzungen des Senats teil und im Alter von zwölf Jahren hatte er öffentliche Aufträge, wie etwa den Empfang von ausländischen Gesandten. Als Gustav fünfzehn Jahre alt war, hielt er seine erste Thronrede. Am Hofe von Karl IX. befanden sich 1609 nach dem Ende eines Krieges zwischen Spanien und den Niederlanden viele ausländische Offiziere. Diese gaben Gustav eine hervorragende militärische Ausbildung. Auch Gustavs Sprachkenntnisse waren umfassend. Mit seiner Mutter sprach er nur deutsch, so dass Gustav zwei Sprachen fließend beherrschte.

Gustav wurde vorzeitig für mündig erklärt und bestieg 17-jährig im Jahr 1611 den Thron Schwedens. Er führte erfolgreich Kriege gegen Dänemark, Russland und Polen, dehnte den schwedischen Herrschaftsbereich im Baltikum erheblich aus und griff 1630 in den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland ein. Grund war das Vordringen der kaiserlich-habsburgischen Macht bis an die Ostsee, das er als Gefährdung der Stellung Schwedens ansah. Für Schweden war König Gustav II. Adolf von größter Bedeutung. Er gilt als bedeutendste Herrschergestalt des Landes und begründete dessen Großmachtstellung, die bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts andauerte. Er organisierte und reformierte Verwaltung, Steuerwesen und Rechtswesen, machte das schwedische Schulwesen zu einem der besten Europas und brachte Gewerbe und Handel zum Aufblühen. Epochemachend war der König auf dem Gebiet des Militärwesens; seine Veränderungen machten die schwedische Armee zur schlagkräftigsten Europas; ebenso schuf er eine mächtige Kriegsflotte. Für diese legt bis heute das kurz nach dem Stapellauf gesunkene, 1961 gehobene und heute in Stockholm ausgestellte Flaggschiff, die Wasa, eindrücklich Zeugnis ab.

Schweden konnte sich keine Söldnerarmee leisten, die groß genug gewesen wäre, um sich gegenüber den Armeen seiner Gegner zu behaupten. Er führte daher die Wehrpflicht ein und schuf die erste vom Staat aufgestellte, bezahlte, ernährte und ausgerüstete Volksarmee. So rekrutierte er mehr als 40000 Schweden, die „starkgliedrig und, soweit festgestellt werden kann, tapfer waren – im Alter von 18 – 30 Jahren“. Angehörigen von Sonderberufen, wie etwa die in der Munitionsherstellung und im Transportwesen Arbeitenden, wurden freigestellt. Die Volksarmee war wirtschaftlicher und mit einer besseren Kampfmoral ausgestattet als die zumeist aus Söldnern bestehenden Armeen des Gegners. Zusammensetzung und Ausrüstung der schwedischen Armee unterschieden sich von denen anderer europäischer Heere, denn sie entsprachen den taktischen Vorstellungen des Königs, der größten Wert auf Feuerkraft und Beweglichkeit legte. Die wichtigste Waffe wurde die Muskete, und er vermehrte die Kontingente der Musketiere zu Lasten der Pikenträger. Wie Moritz von Nassau teilte er seine Verbände in kleinere Einheiten und Untereinheiten auf. Eine Kompanie bestand aus 72 Musketieren und 54 Pikenträgern. Vier Kompanien bildeten ein Bataillon, acht Bataillone ein Regiment und zwei bis vier Regimenter eine Brigade. Die Muskete wurde kürzer und konnte, da sie leichter geworden war, freihändig in Anschlag gebracht werden. Das Laden wurde vereinfacht, und das Radschloss und die Papierpatrone gehörten zur Standardausrüstung. Auch die Pike war jetzt nicht mehr 5 Meter, sondern nur noch etwa 3,5 Meter lang, und die Rüstungen waren leichter geworden. In solch einer Armee, die aus zahlreichen kleineren Einheiten bestand, gab es natürlich mehr Offiziere als früher, und es entstand eine militärische Rangordnung. Ferner ließ Gustav II. Adolf Nachlässigkeit nicht durchgehen und beförderte seine Offiziere nach Verdienst und Leistung. Der Verantwortungsbereich der Unteroffiziere wurde erweitert. Die Einführung von Uniformen und Rangabzeichen trug wesentlich zur Vereinheitlichung bei und förderte Kampfmoral und Korpsgeist.

Das Eingreifen Gustavs II. Adolfs kam in einem Moment, als die Situation der deutschen Protestanten aufgrund der Niederlagen gegen die von Wallenstein geführten kaiserlichen Truppen hoffnungslos zu sein schien. Nach einigem Zögern auf Seiten der deutschen protestantischen Fürsten verbündete er sich mit Sachsen und Hessen-Kassel, besiegte die kaiserlich-katholische Armee - als deren Führer Wallenstein abgesetzt worden war - am 17. September 1631 in der ersten Schlacht bei Breitenfeld und drängte die Kaiserlichen bis nach Bayern zurück.

Dem zurückberufenen Wallenstein gelang es, die Schweden und ihre Verbündeten zum Rückzug zu zwingen. Am 16. November 1632 kam es bei Lützen, im heutigen Sachsen-Anhalt, zu einer verlustreichen Schlacht, in der die Schweden zwar am Ende das Feld behaupteten, Gustav II. Adolf aber bei einem Reiterangriff getötet wurde, den er trotz Warnungen persönlich geführt hatte. Untersuchungen an seiner Kriegskleidung ergab, dass der gezielte Schuss eines kaiserlichen Reiters aus nächster Nähe (nicht mehr als 6 m) ausgeführt wurde. Sein teilweise entkleideter, ausgeraubter Leichnam wurde auf dem Schlachtfeld geborgen und nach Weißenfels ins heutige Geleitshaus gebracht. Dort wurde er am 17. November 1632 aufgebahrt und vom Apotheker Casparus König seziert und einbalsamiert. Von dort aus wurde er in einem großen Leichenzug nach Schweden gebracht und in der Riddarholmskyrkan in Stockholm beigesetzt. Den Krieg führte sein Kanzler Axel Oxenstierna weiter, da Gustav Adolfs Tochter und Thronfolgerin Christina noch ein Kind war.

Von den deutschen Protestanten wurde Gustav II. Adolf als Vorkämpfer, Held und Retter des deutschen Protestantismus und „Löwe aus dem Norden“ idealisiert. Sein Schlachtentod machte ihn quasi zum Märtyrer. Dieser Ruf brachte ihm ein bleibendes, oft verkitschtes, heroisch-romantisch eingefärbtes Andenken ein, das sich literarisch zum Beispiel in Conrad Ferdinand Meyers NovelleGustav Adolfs Page“ niederschlug. Zwar war der König ohne Zweifel religiös und von persönlichem Mut, zugleich auch ein machtorientierter Realpolitiker, dessen Hauptziel das Dominium Maris Baltici (Herrschaft Schwedens über den Ostseeraum) und die Absicherung Schwedens als Großmacht im nordeuropäischen Raum war. Dabei hatte er auch keine Hemmungen, die Unterstützung des katholischen Frankreich anzunehmen, das seine protestantischen Bürger selbst unterdrückte ( Vertrag von Bärwalde).

Seine politisch-konfessionellen Vorstellungen für Deutschland sind völlig unklar geblieben. Möglich ist, dass er ein dem Kaiser entgegengesetztes Bündnis der Protestanten unter einem militarisierten schwedischen Protektorat anstrebte. Andererseits kann das allegorische Figurenprogramm der gesunkenen Wasa (u.a. eine Kaiserkrone über der Tür der Admiralskajüte) als möglichen Hinweis darauf gelesen werden, „daß Gustav II. Adolf nach Deutschland fuhr, um Deutscher Kaiser zu werden“.

http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav II Adolf (Schweden)

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